1. Die Anfänge der Krankenpflegevereine
Wenn wir heute verstehen wollen, warum es überhaupt einen Krankenpflegeverein gibt, so müssen wir zuerst einen Blick zurück in die Vergangenheit werfen. Die sozialen Umstände und Voraussetzungen in der damaligen Zeit unterschieden sich ganz wesentlich von unseren heutigen.
Diese Gründe bewogen vermutlich Bürgermeister, Pfarrer, Ärzte und Industrielle, Krankenpflegevereine zu gründen und zu fördern.
Zur Zeit der Gründung unseres Krankenpflegevereins ging es weniger um die lang dauernde Pflege alter Menschen, sondern die kurzzeitige Pflege von kranken Menschen jeden Alters bzw. die Unterstützung von Familien.
Trotz fortschreitender Industrialisierung war die Familienbindung stärker als heute. Die Pflege der Eltern oder anderer alter Familienmitglieder konnte zumindest noch hier in der Großfamilie stattfinden. Die Wohnverhältnisse in ländlichen Gebieten boten dazu die Möglichkeit, auch wenn sie beengt waren. Nur wenige konnten sich Dienstpersonal für den Haushalt leisten.
Wenn keine Angehörigen zur Hilfe bereit standen, konnte der KPV mit seinen Schwestern einspringen.
Der KPV entsprach einem Verein auf Gegenseitigkeit. Die Mitglieder standen mit ihren Beiträgen füreinander ein. Die vom Verein eingestellten und bezahlten Schwestern aus dem Diakonissenmutterhaus der Olgaschwestern in Stuttgart – arbeiteten selbstlos für einen nur geringen Lohn. So konnten mit überschaubaren Beiträgen Pflege und Haushaltsführung geleistet werden. Der „Nutzen“ für jedes der Mitglieder war offensichtlich.